25.03.2025.
Die Urkraft der georgischen Liedkultur und ihre besondere Gabe, durch Musik und Klang Gemeinschaft zu schaffen, erfahre ich selbst immer wieder in meinen Workshops und Projektchören zu den Liedern Georgiens. Was für eine Freude, dass Tamar Buadze, die Frau, die das georgische Singen in Westeuropa populär gemacht hat, im März für einen Workshop nach Berlin kam! Ich kannte ihre Arbeit schon aus den Dokus „Wie Luft zum Atmen“ und „Beyond Tradition“ und war unglaublich gespannt, sie jetzt live zu erleben.
Unglaublich gespannt waren noch 90 weitere Fans der georgischen Lieder, die sich ebenfalls für diesen Wochenendworkshop anmeldeten – eine riesige Gruppe an begeisterten Sänger*innen, die am Samstag morgen erwartungsvoll in den Georgensaal in Berlin-Mitte strömte. Dort erwartete uns eine bescheiden lächelnde Tamar, die schon nach wenigen herzlichen Worten den ganzen Raum für sich gewann. Ein so volltönendes, freudiges und auch lustiges Einsingen habe ich selten erlebt. Mit ihrer kräftigen, klaren und wunderschönen Stimme drang sie mühelos durch und ihrer souveränen Leitung merkte man die jahrzehntelange Erfahrung im Anleiten großer Gruppen an. Sehr schnell formte Tamar aus der bunt zusammengewürfelten Teilnehmendenschar einen klanggewaltigen dreistimmiger Chor, der in einem bemerkenswerten Tempo den Raum zum Vibrieren und die von ihr vorbereiteten Lieder zum Klingen brachte. Jedem Lied gab sie einen Hintergrund, übersetzte und erzählte so lebendig von seiner Entstehung, den Menschen und den Anlässen, zu denen das Lied gesungen wird, dass wir uns zeitweise selbst in Georgien wähnten. Dabei wechselte sie ab zwischen kraftvoll archaischen Gesängen und Herzschmerz-melancholischen Weisen und animierte die Gruppe sogar zu einem dreistimmig besungenen Reigentanz durch den Raum. Zu keiner Zeit schien Tamar müde zu werden, sie steckte uns alle mit dieser Energie an und lehrte uns in nur 2 Tagen ein unglaubliches Programm von 9 Liedern.
Besonders schön fand ich die Offenheit, mit der Tamar allen Teilnehmenden begegnete. In den Pausen war sie immer umringt von fragenden, interessierten Sänger*innen. Für alle hatte sie Zeit, mit allen sprach sie. Auch ich mopste mir einen Moment ihrer Mittagspause und freute mich sehr, dass sie mich bereits als Kollegin erkannt hatte (jaja, meine laute Stimme…). Wir unterhielten uns über das innere Feuer, das es braucht, um jeden Tag aufs Neue Chöre zu leiten. Man muss aus ganzem Herzen lieben, was man tut, nur dann ist es gut, darin waren wir uns einig. Sie erzählte von den Chören, die sie in Georgien leitet, von ihren Workshops in Westeuropa und dass sie diese Reisen als sehr anstrengend empfindet, die große Willkommensfreude hier das aber mehr als wettmacht. Gleichzeitig war sie auch sehr interessiert an meiner Arbeit – ob ich nicht mal ein Konzert gebe, wenn sie in Berlin sei? Wer weiß…
Eine durch und durch symphatische Frau, eine tolle Chorleiterin und eine Wahnsinns-Sängerin, das ist Tamar Buadze. Sie liebt, was sie tut, und das war in jeder Minute des gemeinsamen Singens zu spüren. Ich bin sehr froh über diese Chance, sie persönlich kennengelernt zu haben – meinen Dank an Christoph Kapfhammer für die Organisation. Für mich persönlich nehme ich neben 9 weiteren wundervollen georgischen Liedern und der einen oder anderen witzigen Einsingübung die Herzlichkeit und Großzügigkeit mit, mit der Tamar ihr Wissen und ihre Musik geteilt hat. Die georgischen Lieder sind uralt, doch ihre Klänge und Geschichten sind lebendiger denn je.
Du willst die Klangkraft der georgischen Lieder kennenlernen oder dein vorhandenes Repertoire erweitern? Komm zu einem meiner Mini-Workshops „Die Lieder Georgiens“ am 25.05.2025 (So) oder 12.06.2025 (Sa) von 12-17 Uhr in der Schönen Schule Kreuzberg. Anmeldung direkt über die Schöne Schule. Es gibt auch die Möglichkeit, mich für eine Probe oder ein ganzes Wochenende mit deinem Chor oder Singkreis zu buchen. Mehr Infos hier.
Tamar live erleben kannst du z.B. Ende Mai bei einem Konzert in Berlin mit ihrem georgischen Frauenensemble Tutarchela in Zusammenarbeit mit den Singfrauen. Mehr Infos hier.

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